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Wenn Angebot auf Nachfrage trifft

Eine repräsentative Befragung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC bestätigt, was viele in der ÖPNV-Branche erwarten: Das Deutschlandticket hat das Zeug zum Gamechanger.

Wenn im Frühjahr das Deutschlandticket zum Preis von 49 Euro monatlich startet, wird es auf riesiges Interesse treffen. Davon geht eine Untersuchung von PwC Deutschland aus, für die 1.000 Bürgerinnen und Bürger online befragt wurden. Danach wären 40,5 Prozent der Teilnehmenden zum Kauf bereit. Das Nachfragepotenzial ist auch unter denjenigen hoch, die bislang selten oder nie mit Bus und Bahn unterwegs sind. 32 Prozent derer, die beim Deutschlandticket zugreifen würden, haben zurzeit keine Zeitkarte, 39 Prozent besitzen ein Auto.  

Universeller Mobilmacher 
Die potenziellen Kundinnen und Kunden sehen das Deutschlandticket als Mobilmacher für alle Zwecke. Die Untersuchung rechnet deshalb damit, dass die Einführung „das Mobilitätsverhalten in Deutschland stark verändern wird.“ Die Nutzung des ÖPNV werde für die Fahrt zur Arbeit ebenso wie im Freizeitverkehr und für Besorgung stark ansteigen. Betrachtet man die Ergebnisse im Detail, dann ist das Interesse in Mittelschichthaushalten im urbanen Umfeld besonders ausgeprägt. Dabei entspricht das Angebot auch den Bedürfnisse einer flexiblen Arbeitswelt. Nicht nur tägliche Pendlerinnen und Pendler halten das Deutschlandticket für attraktiv, sondern auch solche Befragte, die tageweise im Home Office arbeiten.  

Ein geringeres Nachfragepotenzial stellt PwC dagegen für einkommensschwache Haushalte sowie in ländlichen Regionen fest. Um gezielt darauf zu reagieren, könne über ein „Deutschlandticket light“ nachgedacht werden, regt die Studie an. Für die Höhe des Preises legt die Studie jedoch insgesamt nahe, dass mit 49 Euro ein guter Kompromiss gefunden wurde. Mehr als 49 Euro hätte eine deutlich geringere Nachfrage zur Folge gehabt. Bei 29 oder 39 Euro würde zwar die Anzahl der verkauften Deutschlandtickets größer, aber der Erlös fiele in Summe niedriger aus. Zudem würden die übrigen Ticketangebote durch Kannibalisierungseffekte noch stärker unter Druck gesetzt.

Tarifstrukturen vom Kunden her denken 
Die Untersuchung verschweigt auch die Herausforderungen durch das Deutschlandticket nicht. Das betrifft zum Ersten Kapazitätsengpässe und den nötigen Ausbau der Angebote entlang und abseits der Verkehrsachsen sowie deren Verknüpfung zu einem „smarten Mobilitätsökosystem“. Zum Zweiten attestiert die Studie, dass das Deutschlandticket sinkende Einnahmen bei den bestehenden Tarifangeboten zur Folge hat. Hier wird empfohlen, ausreichende Finanzmittel dauerhaft zu sichern, aber auch die Finanzierungsstrukturen zu verschlanken. Und drittens müssen der Untersuchung zufolge die bestehenden Tarifstrukturen bis hin zum Einzelticket angepasst werden. Dies nicht nur, um das Deutschlandticket sinnvoll zu integrieren, sondern auch, um neue Angebote umzusetzen. Gabriel Flore, Manager Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland: „Trotz Deutschlandticket sind weiterhin attraktive und einfache Tariflösungen für die übrigen Kunden notwendig. Dabei ist die gesamte Tarifstruktur von den Kunden aus zu denken, um den Tarifdschungel in Deutschland zu lichten und damit die Attraktivität des ÖPNV weiter zu erhöhen.“ 

Hier gibt es die Studie  


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