Lesedauer: 2 Minuten

Freie Fahrt statt dicke Luft!

Tourismus braucht nachhaltige Mobilität. Mit der Gästekarte als Gratis-Ticket entscheiden sich Urlaubsgäste gerne für den klimafreundlichen ÖPNV.

Deutschland ist ganz offensichtlich eine Reise wert: Satte 163 Millionen Ankünfte haben die Touristiker im Jahr 2022 gezählt – rund die Hälfte davon im ländlichen Raum. Für die oft strukturschwachen Zielregionen ist die Begeisterung fürs Land aber auch ein Balanceakt: Jeder eingenommene Euro ist zwar ein Argument gegen die Landflucht. Aber solange vier von fünf Gästen die intakte Natur weiterhin mit PKW, Motorrad oder Reisemobil genießen, fährt der ländliche Tourismus auf Verschleiß, weil er seine eigenen Grundlagen gefährdet. 

„Die touristische Mobilität im ländlichen Raum steht im Konflikt mit Reisemotiven und einer nachhaltigen Entwicklung des Tourismus. Folglich ist eine Verlagerung der touristischen Mobilität vom Motorisierten Individualverkehr auf Öffentlichen Verkehr notwendig“, bringt das Umweltbundesamt UBA den Ausweg aus dem Dilemma auf den Punkt. 

Beim Deutschen Tourismusverband DTV rennt das UBA mit der Empfehlung offene Türen ein. „Die Mobilität der Zukunft wird intermodal und vernetzt sein“, heißt es dort in einem Positionspapier, das für eine enge Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung von Mobilitätsangeboten plädiert. „Die Verkehrsunternehmen bringen ihr Know-how ein, die Touristiker kennen die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen und im gemeinsamen Austausch gelingt dann ein stimmiges Mobilitätsangebot“, erläutert Iris Hegemann, Leiterin Kooperationen, die Position des DTV. 

Der Nationalpark Sächsische Schweiz, Oberstdorf und Bad Hindelang im Allgäu sowie der Schweizer Nationalpark im Engadin stehen beispielhaft für Urlaubsdestinationen, die sich hier besonders engagieren: In allen drei Regionen haben Urlauber:innen mit der Gästekarte freie Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln. Hinzu kommen Lückenschlüsse und neue Busverbindungen etwa in der Sächsischen Schweiz, ein On-Demand-Angebot mit elektrisch betriebenen Bussen wie in Bad Hindelang oder die gezielte Förderung der Anreise per Bahn wie im Schweizer Nationalpark. 

Die Resultate können sich sehen lassen: Der touristische Verkehr hat sich auf öffentliche Mobilitätsangebote verlagert, der CO2-Ausstoß nimmt ab und die Regionen leisten einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz. Das wiederum wissen nicht nur die Urlauber:innen, sondern auch die Juror:innen des Fahrtziel Natur-Awards zu schätzen: Sie zeichneten die drei Urlaubregionen am 21. September im Rahmen des Forum Nachhaltigkeit der Deutschen Bahn  für ihr Engagement mit dem Fahrtziel Natur-Awards 2023 aus. „Wie schön, dass wir erneut drei Fahrtziel-Natur-Gebiete für ihre Fortschritte auszeichnen können, den Freizeitverkehr auf umwelt- und klimaverträgliche Verkehrsmittel zu verlagern“, freute sich Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND, bei der Preisverleihung. 

Fahrtziel Natur vereint seit mehr als 20 Jahren umweltfreundliches Bahnfahren mit attraktiven Tourismusangeboten und ist eine Kooperation von BUND, Naturschutzbund Deutschland, NABU, Verkehrsclub Deutschland und Deutscher Bahn. Mit dem Award wird das Engagement zur Vernetzung von nachhaltigem Tourismus und umweltfreundlicher Mobilität in Fahrtziel Natur-Gebieten gewürdigt. 


Weitere Beiträge