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Alltagstaugliche Lösungen gesucht

Der acatech-Mobilitätsmonitor zeigt: Der ÖPNV gilt als Hoffnungsträger für den Klimaschutz. Trotzdem halten viele das Auto für unverzichtbar.

Nach der Bewahrung der Regenwälder und der internationalen Zusammenarbeit sehen die Deutschen im Ausbau des ÖPNV den wichtigsten Hebel für den Klimaschutz. 1006 Menschen ab 16 Jahre ließ die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) für ihren jährlichen Mobilitätsmonitor Face-to-Face interviewen. 71 Prozent der Ende 2022 Befragten erwarten vom Ausbau des ÖPNV einen wesentlichen Beitrag bei der Reduzierung der Klimabelastung. Eine noch größere Wirkung trauen sie nur der Bewahrung der Regenwälder (81 Prozent) und gemeinsamen Anstrengungen der Staatengemeinschaft zu (79 Prozent).

Unterschiede zwischen Stadt und Land
Der Anteil derer, die im ÖPNV einen wichtigen Hebel sehen, hat sich gegenüber dem Mobilitätsmonitor 2021 um 14 Prozentpunkte und damit deutlich vergrößert. Allerdings: Zwischen dem als richtig Erkannten und dem persönlichen Verhalten klafft eine Lücke. Der Pkw ist nach wie vor das mit Abstand wichtigste Verkehrsmittel, die Nutzungshäufigkeit nur leicht zurückgegangen. 47 Prozent sitzen täglich am Steuer, weitere 23 Prozent mehrmals in der Woche. 72 Prozent der Befragten halten das Auto für unverzichtbar, fast genauso viele, nämlich 68 Prozent, betrachten den ÖPNV gegenwärtig nicht als ernsthafte Alternative. Ein deutlicher Unterschied besteht dabei zwischen Stadt und Land: In den Zentren können sich 30 Prozent vorstellen, öfter in Busse und Bahnen einzusteigen, auf dem Land dagegen nur 14 Prozent. Kritisch gesehen wird das Leistungsangebot. Der ÖPNV gilt vielen als zu teuer (48 Prozent), oft überfüllt (47 Prozent) und als nicht vereinbar mit den individuellen Bedürfnissen (38 Prozent).

Sehnsucht nach unkomplizierten Angeboten
Als wichtigste Ansatzpunkte für einen attraktiven ÖPNV sehen die Bürgerinnen und Bürger die Fahrpreise und das Fahrplanangebot. 58 Prozent wünschen sich billigere Tickets, 54 Prozent einheitliche Tickets für den ganzen ÖPNV, 48 Prozent eine dichtere Taktung. Enorme Resonanz hat das 9-Euro-Tickets gefunden: Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Mobilitätsmonitors waren 47 Prozent mit dem Angebot unterwegs. Das künftige Deutschlandticket begrüßen 64 Prozent. „Viele Menschen unterstützen das 49-Euro-Ticket, weil sie sich nach attraktiven und vor allem unkomplizierten Mobilitätsangeboten sehnen“, sagt acatech-Geschäftsführer Manfred Rauhmeier.

Elektroautos finden wenig Begeisterung
Offenbar verunsichert sind die Bürgerinnen und Bürger jedoch mit Blick auf die automobile Zukunft. Ein Umsteuern auf Elektromobilität stellt für die große Mehrheit jedenfalls kein verheißungsvolles Szenario dar. Nur 23 Prozent der Befragten können sich vorstellen, in den nächsten Jahren ein Elektroauto zu kaufen. Bemängelt werden die hohen Anschaffungskosten (71 Prozent), zu wenige Ladesäulen (64 Prozent) und teurer Strom (62 Prozent). Groß sind auch die Vorbehalte, ob Elektroautos wirklich umweltfreundlicher sind: 60 Prozent stellen das infrage.   

„Die Umfrage zeigt deutlich, dass sehr viele Menschen den Mobilitätswandel und einen klimaschonenden Verkehr wollen, aber alltagstaugliche Lösungen brauchen, die zu ihren persönlichen, individuell wie regional sehr unterschiedlichen Bedürfnissen passen“, resümiert acatech-Präsident Jan Wörner und rät von vorgefertigten Lösungen ab. Die Menschen müssten gefragt, gehört und in die Gestaltung vor Ort zentral einbezogen werden. „Nachhaltige Mobilität gelingt nur, wenn alle Menschen sich als Träger der Veränderungen verstehen und engagieren.“


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