Ist das Glas für den ÖPNV halb leer oder halb voll? Diese Frage drängt sich auf, wenn man die Ergebnisse einer Untersuchung der Marktforschungsplattform Appinio zum Mobilitätsverhalten in Großstädten betrachtet. Der ÖPNV kann sich zwar über gute Bewertungen freuen. Doch zugleich zeigt der „Urban Mobility Report“, dass es den meisten Großstadtmenschen schwerfällt, vom Auto zu lassen.
Trotz guter Noten auf Platz 2
Selbst in den staugeplagten Metropolen Hamburg, Köln, München, Frankfurt a. M. und Berlin, wo insgesamt 1.000 Menschen an der Appinio-Befragung teilnahmen, ist das Auto nach den eigenen zwei Beinen das am häufigsten benutzte Fortbewegungsmittel (47 Prozent). Der ÖPNV kommt zwar knapp dahinter (43 Prozent), erzielt aber beachtliche Noten: 51 Prozent der Befragten sind zufrieden oder sogar sehr zufrieden, weitere 21 Prozent eher zufrieden. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Frage, welches Verkehrsmittel vom Auto bis zum Scooter den Vorzug erhielte, wenn alle gleichermaßen verfügbar wären. 61 Prozent der Befragten würden sich zwar ans Lenkrad setzen, dem ÖPNV auf Platz 2 würden aber immerhin 54 Prozent den Vorzug geben. Umgekehrt ist der Zieleinlauf dann bei der Frage nach den Wünschen für die Zukunft. 36 Prozent plädieren dafür, den ÖPNV auszubauen. 32 Prozent der Befragten halten es für eine gute Idee, mehr Parkraum in den Innenstädten zu schaffen.
Pragmatische Verkehrsmittelwahl
Bei der Wahl des Verkehrsmittels stehen den Umfrageergebnissen zufolge pragmatische Gründe im Vordergrund. Es muss vor allem einfach zu nutzen sein (33,5 Prozent) und Zeit sparen (31,2 Prozent). Nur im Mittelfeld landet das Kriterium der Kosten (26,8 Prozent), noch deutlich dahinter das der Nachhaltigkeit (17,6 Prozent). Ausgesprochen beliebt ist im Gegensatz dazu jedoch das Fahrrad, egal ob mit oder ohne elektrische Unterstützung. Fast ein Drittel der Befragten schwingt sich mindestens ein Mal wöchentlich in den Sattel, rund 23 Prozent wünschen sich eine bessere Infrastruktur fürs Radfahren. Rund drei Viertel der Großstädter fahren mit dem eigenen Bike. Auch unter den Autofahrenden ist der eigene Pkw mit fast 80 Prozent eindeutig der Spitzenreiter. Das schließt aber nicht aus, auch Sharing-Angebote in Anspruch zu nehmen. Rund 42 Prozent der Befragten nutzen sie gerne oder eher gerne, fast neun Prozent sogar sehr gerne. Besonders hoch ist die Nutzerquote bei Scootern: Fast die Hälfte derer, die per Scooter mobil sind, holen ihn sich bei einem Sharing-Anbieter.
Am häufigsten machen sich Großstadtmenschen der Appinio-Befragung zufolge allerdings per Pedes auf den Weg. 76 Prozent sind täglich oder mehrfach wöchentlich zu Fuß mobil. Das leuchtet zwar ein, weil auch der Parkplatz, die ÖPNV-Haltestelle oder der Sharing-Anbieter sicher vorwiegend auf den eigenen Beinen erreicht werden. Aber es verwundert trotzdem, wenn man sich die Altersstruktur betrachtet: Am beliebtesten ist der Weg zu Fuß bei den Älteren und Mittelalten, weniger beliebt dagegen bei den Jüngeren.
Die komplette Studie finden Sie hier