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„Die Leute wollen aus ihren Silos raus“

Aktuelle Trends, Podcasts im Wochentakt: Future Moves holt die Mobilitätsdebatte auf die ganz große Bühne. Redaktionsleiter Christian Cohrs verrät, was das Projekt antreibt.

RegioSignaleBlog: Der ÖPNV ist nicht nur bei Future Moves ein Thema. Er hat es auch in der breiten Öffentlichkeit innerhalb weniger Jahre auf die ganz große Bühne geschafft. Woher kommt dieser Drive? 

Christian Cohrs: Ich denke, er kommt aus zwei Richtungen. Zum einen setzt sich zunehmend  die Erkenntnis durch, dass wir das bisherige Mobilitätsmodell wegen der damit verbundenen Emissionen nicht weiter fahren können. Andererseits wird klar, dass wir Verkehre in den ÖPNV hineinverlagern müssen, weil eine Antriebswende allein nicht genügt. Insgesamt ist das ein Riesenthema, das vor allem durch das 9-Euro-Ticket eine unglaubliche Präsenz erlangt hat. In unserem Podcast hat Mario Theis von DB Regio das Ticket neulich als Game Changer bezeichnet. Ich bin mir sicher, dass das nicht nur mit Blick auf die radikale Vereinfachung der Tarife zutrifft, sondern auch für die Art und Weise, in der der ÖPNV in der Öffentlichkeit wahrgenommen und diskutiert wird. Ein bundeseinheitliches ÖPNV-Ticket bewirkt eben auch, dass öffentlicher Personennahverkehr landauf, landab ein Thema ist, das viel Gesprächsstoff bietet und viele bewegt. 

RegioSignaleBlog: Ihr selbst mischt dabei kräftig mit und stellt viele Player ins Rampenlicht. Aber ist die Mobilitätswende mittlerweile nicht schon längst selbst zur Bühne geworden, die ihr jede Woche mit neuen Podcasts bespielt? 

Christian Cohrs: Absolut, auf der einen Seite hoffe ich natürlich, dass der Podcast eine Bühne mit möglichst viel Publikum ist. Gleichzeitig wird aber – und das ist am Ende eben der entscheidende Faktor – das Publikum insgesamt immer größer. Als wir im Sommer 2021 begonnen haben, das Konzept für Future Moves zu entwickeln, war das alles noch gar nicht so ein Thema. Klar, es hieß, Antriebswende muss stattfinden, es gab viele Experimente, irgendwo wurde mit autonomen Shuttles rumprobiert. Aber unter dem Strich blieb vieles punktuell und fand nicht zusammen. Dabei gibt es in dieser ganzen weiten Welt der Mobilität, ganz gleich ob in der Autoindustrie oder im Verkehrsverbund, viele Leute, die digital denken, Nachhaltigkeit gemeinsam voranbringen und aus ihren Silos herauswollen. Das ist schließlich auch der Grund, warum wir damals überhaupt auf die Idee gekommen sind, Leute und ihre Themen auf einer Bühne zusammenzubringen. 

RegioSignaleBlog: … und – ist die Idee aufgegangen? 

Christian Cohrs: Wenn ich mir anschaue, was seither passiert ist, kann diese These nicht ganz falsch gewesen sein. Die Themen Mobilität und Mobilitätswende sind inzwischen unglaublich  präsent in den Medien und die verschiedenen Bereiche viel stärker miteinander verknüpft. Ich glaube, dass wir mit unserem Podcast ein bisschen dazu beigetragen haben und hoffe, dass es uns auch künftig gelingt, den Austausch zu fördern und Verbindungen zu ermöglichen, die es sonst vielleicht nicht gegeben hätte. Future Moves ist eben nicht der ÖPNV-Nischen-Antriebswende-eMobility-Podcast, sondern soll eine Bühne sein, die allen Raum anbietet. Deshalb folgen wir bei dem, was wir machen, so ein bisschen dem Wundertütenprinzip.  

RegioSignaleBlog: Wieviel Reichweite steckt denn in der Mobilitätswende, wer hört Euch zu? 

Christian Cohrs: Bisher haben wir noch nicht detailliert analysiert, wer uns zuhört oder abonniert hat. Aber wenn ich mir anschaue, wer Future Moves auf LinkedIn folgt, stelle ich fest, dass Leute aus den unterschiedlichsten Bereichen der Mobilitätsbranche dabei sind – manche arbeiten bei Zulieferern, andere bei Verkehrsverbünden, Autoherstellern, der Bahn oder in der Stadtplanung. Das ist eine große Bandbreite und freut uns auch sehr. Schließlich sind wir mit der Hoffnung angetreten, dass Future Moves Menschen zusammenführt, die sich für diese Form von Inspiration und Austausch interessieren. Tatsächlich hat sich auch schon eine Menge bewegt: Die Kooperationsbereitschaft hat zugenommen, ÖPNV und neue Mobilitätsdienstleister verstehen sich nicht mehr als Rivalen, sondern als Partner und die Branche denkt und handelt zunehmend multimodal. 

RegioSignaleBlog: Ist die erfüllte Hoffnung nicht auch ein Indiz dafür, dass Future Moves bereits in der Gegenwart angekommen ist und ihr Euch bald neue Themen suchen müsst? 

Christian Cohrs: Grundsätzlich würde ich jetzt erstmal sagen, je schneller wir eine nachhaltige, bedarfsorientierte und kostengünstige Mobilität haben, um so besser. Wenn man in zwei Jahren sagen könnte „Future Moves – Mission accomplished – wunderbar!“, dann verzichte ich gerne darauf, weiterhin Podcasts zu dem Thema zu machen. Aber wie beispielsweise die Debatte um die sektorübergreifende Verrechnung verkehrsbedingter Emissionen zeigt, sieht die Realität leider anders aus. Es wird also weiterhin nötig sein, Akteure miteinander zu verbinden und Prozesse zu beschleunigen. Deshalb glaube ich, dass wir mit Future Moves auch künftig dazu beitragen können, dass neue Ideen entstehen und die Mobilitätswende weiter Fahrt aufnimmt.  


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