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e.Volution will mehr als nur Elektroautos bauen

Nach Streetscooter und e.Go Life hat Prof. Günther Schuh META und SPACE entworfen. Das Mobilitätsbiotop, das sich darum rankt, nimmt Anleihen am ÖPNV.

Gründer, Hochschullehrer, Pionier, Visionär: Prof. Günther Schuh von der RWTH Aachen ist alles in einem. Schuh hat mit dem Streetscooter eines der ersten vollelektrischen Lieferfahrzeuge auf die Straße gebracht und den e.GO Life als urbanen Stromer entworfen. Mit e.Volution, einem weiteren Spin-off der RWTH Aachen, geht Schuh nun einen Schritt weiter. Mit neuartigen Fahrzeugen verfolgt e.Volution einen ganzheitlichen Ansatz für die Mobilitätswende. Innovativ ist das Konzept allemal – vielleicht gerade deshalb, weil es deutliche Überschneidungen und Parallelen zum ÖPNV aufweist. 

Sharing statt Stau in den Stoßzeiten 
Das beginnt schon mit der Problembeschreibung. „Meine neue Firma e.Volution auf dem RWTH Campus hat das Ziel, einen der wichtigsten Knackpunkte in der Verkehrswende zu lösen: den Pendlerverkehr“, erläutert Schuh „Bis zu 70 Prozent gehen Pkw-Fahrten zur gleichen Zeit in die gleiche Richtung, und ein Fahrzeug ist durchschnittlich nur mit einer Person besetzt.“  Zwei Elektroautos, META und SPACE, sollen den Staus ein Ende setzen. Sie stehen im Zentrum des von e.Volution projektierten Mobilitäts-Biotops.  

Bis zu sieben Sitzplätze haben die beiden Elektroshuttles. META soll die Rolle eines „Corporate Shuttle“ übernehmen. Es wird idealerweise vom Arbeitgeber betrieben und soll die Beschäftigten zuhause oder an Sammelpunkten abholen. Mit multimedialen Arbeitsplätzen an Bord können sie dann die Fahrzeit produktiv gestalten – ein Argument, das bislang die Bahn und auch der Bus für sich beanspruchen. SPACE ist dagegen vorrangig als klassische Familienkutsche vorgesehen, soll aber durch Fahrgemeinschaften ebenfalls dem Pendlerverkehr dienen. Damit das Sharing klappt, gehört die e.Mobility.Hub GmbH zum e.Volution-Biotop. Ihre Rolle ist es, digital und per App Fahrgemeinschaften zu vermitteln und, wie die Mobilitätsstationen im ÖPNV, an zentralen Punkten die Fahrtangebote untereinander sowie mit Bus und Bahn, Roller und Bike zu verknüpfen.  

Autos sollen 50 Jahre halten 
Ganz auf Nachhaltigkeit setzt das technische Konzept der Fahrzeuge. Weil Elektromotoren deutlich länger als Verbrenner genutzt werden können, haben META und SPACE keine selbstragenden Karosserien, sondern langlebige Aluminiumprofil-Chassis und austauschbare Komponenten. Nahezu alle innovationsträchtigen und designrelevanten Bauteile wie Displays, Sensoren, Vehicle Computer, Batterie, Scheinwerfer, Außenhaut und Sitze werden in einer „Re-Assembly Factory“ regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht. Das soll alle fünf Jahre geschehen. Als „Circular Economy Fahrzeuge“ können es die Shuttles so auf eine Lebensdauer von bis zu 50 Jahren bringen, verspricht e.Volution. Das würde sogar die Langlebigkeit von Schienenfahrzeugen um gut zwei Jahrzehnte übersteigen. Deren Lebenszyklus folgt demselben Prinzip: die technische Grundstruktur bleibt erhalten, Verschleiß- und Komfortkomponenten werden rollierend erneuert.  

Das META-Fahrzeugkonzept stellte Prof. Schuh vor rund einem Jahr beim Greentech Festival 2022 vor. SPACE folgte einige Monate später. Jetzt demonstrierte e.Volution auf dem RWTH Aachen Campus auch, wie die Re-Assembly Factory arbeiten soll. Schuh verband dies mit der Einladung, sich der „Open Source Car Architecture Research“-Initiative anzuschließen. OSCAR soll eine Art LINUX für Autos werden und als Community zusammen mit Zulieferern und Technologiepartnern eine offene Standardisierung von Kernelementen entwickeln. Zugleich gilt es, META und SPACE auf die Straße zu bringen. Die Serienfertigung soll Schuh zufolge 2025/26 anlaufen.  

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