RegioSignaleBlog: Frau van Randenborgh, es wird viel von der Krise des Automobils geredet. Aber wenn ich auf die Liste Ihrer Podcasts schaue, scheinen die Themen eher mehr als weniger zu werden. Wie kommt das?
Katrin van Randenborgh: Sie nennen es Krise des Automobils. Ich würde es eher große Herausforderung für den Individualverkehr nennen. Die ist auch der Grund für die vielen Themen. Denn wenn wir in Zukunft einen individuellen Verkehr haben wollen, dann muss sich der PKW-Verkehr erheblich verändern. Das liegt insbesondere mit Blick auf den Klimaschutz auf der Hand. Es geht aber auch darum, wie Mobilität in der Stadt oder auf dem Land aussehen wird und ob sie weiter bezahlbar bleibt.
RegioSignaleBlog: Geht es beim Automobil mittlerweile also weniger um die ersten beiden, dafür aber umso mehr um die letzten beiden Silben?
Katrin van Randenborgh: Der ADAC trägt zwar das Auto im Namen, versteht sich aber nicht als Auto-Club, sondern als Mobilitätsclub. Mobilität ist vielfältiger und das Themenspektrum sehr viel breiter geworden. Unsere Mitglieder fahren nicht nur Auto, sondern auch Fahrrad, brauchen Informationen über den öffentlichen Verkehr oder möchten nachhaltig verreisen. Deshalb tauchen nun viele verkehrspolitische, technische und praktische Fragen auf, auf die Verbraucher eine Antwort suchen. Gleichzeitig wird die öffentlich Debatte um Mobilität stark von ökonomischen Interessen und ideologischen Positionen beeinflusst. Deshalb ist es für den ADAC wichtig, unabhängige Expertise in die Debatte einzubringen und sie im Sinne der Verbraucher zu ordnen.
RegioSignaleBlog: Wird die Debatte zu polarisierend geführt?
Katrin van Randenborgh: Es ist jedenfalls zu viel Schwarz-Weiß-Denken im Spiel. Außerdem wird die ganze Verkehrswendedebatte häufig sehr stark aus Sicht der Stadt geführt. Da ist es natürlich sehr viel leichter, auf den PKW zu verzichten und nur noch das Rad oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Hinzu kommt, dass die Debatte über Preise, deren Lenkungswirkung und daraus resultierende Verhaltensveränderung allzu oft nicht berücksichtigt, dass es für ein Teil der Menschen gar nicht möglich ist, ihr Verhalten zu ändern. Trotzdem werden sie einem enormen Kostendruck ausgesetzt. Man hat also unter Klimagesichtspunkten keine Frage gelöst, dafür aber ein soziales Problem geschaffen.
RegioSignaleBlog: Schwarzweiß geht es auch in Ihrem Podcast Studio Mobilität nicht zu. Sie greifen viele Perspektiven auf, die Themenmischung gleicht eher einem bunten Strauß…
Katrin van Randenborgh: Wir mischen bewusst externe und interne Expertise, laden also Gesprächspartner von außerhalb und aus dem eigenen Hause zum Podcast ein, um Debatten neutral und umfänglich abzubilden. Natürlich machen wir dabei auch die Expertise des ADAC sichtbar. Schließlich hat der ADAC ein ganzes Haus voller Experten. Aber wir legen selbstverständlich auch Wert auf Input aus anderen Quellen, um unsere Mitglieder umfassend informieren zu können.
RegioSignaleBlog: Was war für den ADAC der Grund dafür, das Podcast-Format aufzugreifen?
Katrin van Randenborgh: Eine der zentralen Aufgaben des ADAC ist die Information seiner Mitglieder. Deshalb schauen wir uns genau an, wo sich unsere Mitglieder bewegen und was sie erwarten. Als die Podcast-Euphorie losging, lag der Gedanke nahe, ebenfalls einen zu machen. Gestartet sind wir dann mit einem B2B-Fokus. Der lief auch gut, war letztlich aber zu weit weg von der Lebenswirklichkeit unserer Mitglieder. Deshalb haben wir das Format breiter definiert und greifen jetzt im Zwei-Wochen-Rhythmus aktuelle Mobilitätsthemen auf.
RegioSignaleBlog: „Der ADAC-Podcast ist zurück! Und vieles ist neu“ heißt es dazu auf der Website. Gibt es Learnings, die Sie aus den Anfängen mitgenommen haben?
Katrin van Randenborgh: Einige. So sollte auf jeden Fall klar sein, was man mit seinem Podcast erreichen möchte. Soll er eine möglichst hohe Reichweite haben oder soll es eine bestimmte Zielgruppe sein? Passen Inhalte und Themensetzung zur eigenen Organisation? Kann man den gesetzten Schwerpunkt durchhalten? Gibt er auf lange Sicht und vor allem auch regelmäßig genug her? Finden sich auf Dauer genug Gesprächspartner? Solche Fragen sollte man geklärt haben, bevor man mit einem Podcast durchstartet. Das Format an sich ist recht unkompliziert in der Handhabung. Ein Podcast ist ein Gespräch, etwas Lebendiges. Eine gute Stimme, der man gerne zuhört und ein Host, der sich gut ausdrücken kann, ist für den Erfolg viel wichtiger als nach Perfektion zu streben. Wir haben den Podcast recht hemdsärmelig als Projekt für unseren Volontär gestartet. Er ist einfach total talentiert, hat eine tolle Stimme und es hat ihm Spaß gemacht. Das hat super funktioniert und ich würde es jederzeit wieder so machen.
RegioSignaleBlog: Welche Rolle spielt der Podcast heute bei der Positionierung des ADAC in der Mobilitätsdebatte?
Katrin van Randenborgh:: Ich würde die Frage nicht allein auf den Podcast, sondern auf die Kommunikation allgemein beziehen. Sie verändert sich gerade enorm, genauso wie die Mobilität, der Mobilitätsclub ADAC und die Ansprüche der Menschen an Kommunikation. Sie wollen Kommunikation sofort. Sie wollen eine Information dann haben, wenn sie sie brauchen. Sie wollen beim Kochen einen Podcast hören, auf der Couch die Motorwelt im Print lesen, erwarten bei Instagram eine Story und bei TikTok ein Videoclip. Das alles ist eine wunderbare Parallele zu der Vielfalt, die wir aktuell in der Mobilität erleben. Da ist vom klassischen Oldtimer bis zum E-Scooter alles auf der Straße – und der ADAC informiert auf allen Kanälen, was Mitglieder und Nichtmitglieder bewegt.