In dem rund 12 Meter langen Transportbehälter steckt alles, was nötig ist, um die Akkus von Zügen mit Strom aus kommunalen Netzen laden zu können. Einmal zugelassen, ließen sie sich ohne langwierige Planungsverfahren installieren und bei Bedarf auch schnell wieder entfernen. Plug & Play für Bahnstrom sozusagen.
Entwickelt wurde die neuartige Wallbox für die Bahn am Forschungscampus Smart Rail Connectivity Campus SRCC, einem Gemeinschaftsvorhaben unter Federführung der Technischen Universität Chemnitz und der Stadt Annaberg-Buchholz. Dort soll die Box noch in diesem Jahr den Versuchsbetrieb aufnehmen, den kommunalen Drehstrom auf die bahnüblichen 15.000 Volt umspannen und dabei sicherstellen, dass der enorme Ladestrombedarf der Akkus das Netz nicht überlastet.
Praxistest bei Alstom
Bevor es so weit ist, geht die Wallbox im Containerformat aber erstmal auf die Reise nach Salzgitter, genauer: zum Praxistest beim Zughersteller Alstom. Denn dessen Coradia Continental Akku-Züge werden ab 2024 nicht nur die Strecke zwischen Leipzig und Chemnitz bedienen und dabei hin und wieder einen Abstecher nach Annaberg-Buchholz machen. Bei Alstom möchte man auch wissen, wie die Akku-Züge den Strom aus der Wallbox verdauen, der nicht mit den bahnüblichen 16,7 Hertz, sondern mit 50 Hertz getakteten ist, weil die Projektentwickler aus Kostengründen auf das Umtakten verzichtet haben. „Zug und Ladestation lernen sich dort schon einmal kennen und die Parameter werden genauer abgestimmt“, beschreibt Professor Arnd Stephan, Inhaber des Lehrstuhls für Elektrische Bahnen an der TU Dresden, das Vorhaben.
Bewährt sich die Wallbox im Praxistext bei Alstom und danach im Versuchsbetrieb in Annaberg-Buchholz, winken neben kürzeren Planungsverfahren auch erhebliche niedrigere Kosten bei der Ladestromversorgung: Mit Investitionskosten unter einer Million Euro kämen die Wallboxen im Containerformat deutlich günstiger als die bisher etablierten Lösungen mit Ladeinseln.
Realisiert wird das Vorhaben von den Projektpartnern Rail Power Systems, F&S Prozessautomation, DB Energie, der Erzgebirgsbahn, dem Verkehrsverbund Mittelsachsen, dem SRCC und der TU Dresden. Der Smart Rail Connectivity Campus wird durch den Freistaat Sachsen und die DB RegioNetz Verkehrs GmbH bzw. die Infrastruktur GmbH Erzgebirgsbahn als Betreiberin der Bahninfrastruktur unterstützt.