RegioSignaleBlog: Dein Podcast heißt StadtLandFluss. Anders als bei dem Spiel geht es aber hoffentlich nicht darum, alle Antworten mit demselben Buchstaben zu beginnen und möglichst schnell fertig zu werden, oder?
Carmen Maria Parrino: Wir haben uns für StadtLandFluss entschieden, weil wir den ÖPNV landauf, landab in verschiedenen Städten und in all seinen Formen beleuchten möchten. Dazu gehört es unter anderem auch, das Mobilitätsangebot auf den Wasserstraßen aufzugreifen – einen Verkehrsweg, der oft aus dem Blick gerät und den selbst viele regelmäßige ÖPNV-Nutzer:innen nicht auf dem Schirm haben. Als Vertrieblerin kann ich das natürlich so nicht stehen lassen, und wenn man in Berlin auf die Spree und die vielen Ausflugsboote schaut, fragt man sich schon, warum wir Wasserstraßen hierzulande nur in Ausnahmefällen für den ÖPNV nutzen. Klar, es gibt Angebote auf dem Wannsee in Berlin oder die Fähre nach Finkenwerder in Hamburg. Das Potenzial ist jedoch viel größer. Deshalb sollten wir Schiene, Straße und Wasser viel stärker zusammendenken.
RegioSignaleBlog: Bist Du mit dieser Perspektive noch allein auf weiter Flur, oder nimmt das Thema langsam auch der Branche Fahrt auf?
Carmen Maria Parrino: Die 64 Verbünde und der DTV haben im wesentlichen Schiene, Straße und die Anschlussmobilität im Blick, bei der vor allem Roller, Fahrrad und On-Demand-Verkehre im Fokus stehen. Wasserwege wie der Wannsee, auf dem heute schon ÖPNV-Tickets gelten, mögen an der einen oder anderen Stelle eine Rolle spielen. Insgesamt fehlt bisher allerdings noch die Stringenz – obwohl sonst keine Verkehrswege mehr bleiben, die wir noch für den ÖPNV erschließen könnten.
RegioSignaleBlog: Das Deutschlandticket hat in kürzester Zeit viel bewegt. Könnte es auch neue Perspektiven für die Einbindung von Wasserwegen in den ÖPNV eröffnen?
Carmen Maria Parrino: Unbedingt. Mit dem Deutschlandticket vergrößert sich jedenfalls der Kreis der potenziellen Nutzer:innen, was wiederum neue ÖPNV-Erfahrungen nach sich ziehen und weitere Angebote ins Rollen bringen könnte. Ob das der Fall sein wird, hängt allerdings nicht nur stark davon ab, welche Rückkopplungen von den Fahrgästen kommen. Es ist auch und vor allem eine Frage der Finanzierung.
RegioSignaleBlog: Kommen wir zurück zu Deinem Podcast. Für das Format sprechen viele gute Gründe. Aber was macht das Medium für Dich als Vertrieblerin interessant?
Carmen Maria Parrino: Podcasts sind kurzweilig und hallen gleichzeitig lange nach. Im Kern geht es mir darum, immer wieder einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Dabei stelle ich Fragen, die ich im Alltag nie stellen würde, und lerne von denjenigen, die mit mir zusammen im Dialog sind, unglaublich viel. Den Zuhörenden geht es offensichtlich ähnlich. Selbst die, die der Branche schon lange verbunden sind, sagen mir im Anschluss oft, dass sie sehr interessiert zugehört haben, weil sie Vieles noch gar nicht wussten. Wichtig ist, dass man schaut, wo unsere Gäste herkommen, welchen Background sie mitbringen und was ihre Arbeit mit dem Vertrieb zu tun hat. Wenn sie dann aus dem Nähkästchen plaudern, wird auch klar, wie vielfältig die Skills und Werdegänge sind, die in dieser Branche gefragt sind. Das transparent und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, gelingt mit Podcasts sehr gut – und das finde ich schon cool.
RegioSignaleBlog: Wie setzt Du Deine Ideen in die Tat um? Schließlich produzieren sich Podcasts nicht von selbst.
Carmen Maria Parrino: Es braucht professionelle Begleitung. Im Fall von StadtLandFluss kommt sie vom Team rund um Carolin Frick und Tim Schmidt. Sie sind die Urheber des Formats, schauen nach passenden Locations und recherchieren spannende Gesprächspartner:innen. Außerdem ist ein Kamera- und Ton-Team mit dabei. Das ist nicht zuletzt auch deshalb wichtig, damit sich am Set alle wohlfühlen und am Ende ein gutes Ergebnis herauskommt.
RegioSignaleBlog: Gehören für Dich auch hohe Klickraten oder lange Verweilzeiten zu einem guten Ergebnis?
Carmen Maria Parrino: Mir geht es nicht darum, wie viele Menschen den Podcast hören. Mir kommt es darauf an, dass er ein Gewinn für die ist, die zuhören. Gleichzeitig möchte ich Menschen außerhalb der Branche ansprechen, die es dann möglicherweise weitererzählen. Schließlich suchen wir alle händeringend Menschen, die sich für unsere Branche interessieren. Dafür sollte man dann aber eben auch darstellen, wie vielfältig die Aufgaben sind und dass bei der Bahn nicht nur Ingenieur-, Gleisbauer- und Lokführer:innen, sondern eben auch viele andere Berufe und Qualifikationen gefragt sind. Als ich selbst 2016 in der Branche begonnen habe, war mir das alles überhaupt nicht klar. Grundsätzlich sollte man sich allerdings darüber im Klaren sein, dass Podcasts wie der meine keine Formate für die breite Masse sind.
RegioSignaleBlog: Mittlerweile bist Du nicht nur sieben Jahre dabei. Du hast auch schon eine Menge Podcasts produziert. Wo lauern Fettnäpfchen? Was kannst Du denen mit auf den Weg geben, die ihren eigenen Podcast starten möchten?
Carmen Maria Parrino: Es gibt sicherlich noch mehr, wo ich sagen würde: Mach es einfach und probier’s aus. Vieles kann man vorher gar nicht wissen, weil ein Tag so oder so verlaufen kann. Bis zu einem gewissen Grad sollte man deshalb bereit sein, die Dinge auf sich zukommen zu lassen. Das gehört einfach dazu und man lernt von Mal zu Mal hinzu. Davon abgesehen, würde ich gerade am Anfang dazu raten, wohlgesonnene Gesprächspartner:innen einzuladen. Das sorgt für eine angenehme Atmosphäre und erleichtert auch die Gesprächsführung. So wächst man über die Zeit in die Aufgabe hinein, gewinnt Erfahrung und kommt dann irgendwann auch mit schwierigeren Themen und kritischen Gästen gut klar.