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Mit „Fail Fast!“ geht es zum Erfolg

Ideenschmiede, Inkubator, Innovationshub: Mit BLITZ sichert DB Regio Bus den Anschluss an die Zukunft. Sven Hofman und Saida Dapo erläutern, worauf es dabei ankommt.

RegioSignaleBlog: BLITZ steht für Bus Lean Innovations- und Technologiezentrum. Hört sich gut an. Aber was steckt dahinter? 

Sven Hofmann: Mit der Änderung der Antriebstechnologien kommen viele Herausforderungen auf DB RegioBus zu. Im Kern geht es bei BLITZ deshalb darum, den mit der Elektrifizierung der Busflotte einhergehenden Transformationsprozess in Technik und Betrieb zu begleiten. Im Zentrum stehen dabei die veränderten Anforderungen an die betriebliche Steuerung und natürlich die Herausforderung der Digitalisierung. 

RegioSignaleBlog: Wie wollen Sie das machen? 

Sven Hofmann: Wir wollen den Umgang mit diesen neuen Herausforderungen nicht unter dem rollenden Rad erlernen, sondern schon im Vorfeld Ideen testen, ausprobieren und weiterentwickeln. Möglicherweise ist es etwas zu ambitioniert – aber unser Ziel ist es, alles, was in punkto Instandhaltung und Instandsetzung von Fahrzeugen an neuen Themen auf den Busbetrieb zukommt, perfekt abzubilden. Denn wir werden definitiv andere Prozesse in den Werkstätten erleben und auch andere Qualifikationen brauchen als heute. 

Saida Dapo: Deshalb haben wir auch diesen klaren Fokus auf Betrieb und Instandhaltung. Wir entwickeln Prozesse weiter, stellen Gewohnheiten in Frage und brechen mit Denkverboten. Es geht darum, eine offene Herangehensweise zu ermöglichen und neue Wege zuzulassen. 

Sven Hofmann: Dazu gehört auch, dass BLITZ für Ideen offen ist, die aus den Regionen kommen. Wir möchten mit BLITZ ein Netzwerk in der Busgruppe schaffen, mit dem wir Alltagsherausforderungen in einer Art Schwarmintelligenz gemeinsam lösen können. Wir wollen Know-how-Transfer ermöglichen, voneinander lernen und vermeiden, dass in Kiel eine Lösung existiert, von der in Regensburg keiner etwas weiß. Stattdessen wollen wir Communities schaffen, die sich gegenseitig unterstützen. Dafür muss man sie dann aber eben auch nachhaltig zusammenbringen. 

RegioSignaleBlog: Also geht es erstmal um organisatorische Grundlagen und die konkreten Vorhaben folgen später? 

Saida Dapo: Nein, beides passiert parallel. Wir wollen Ideen möglichst rasch aufgreifen und schnell herausfinden, ob sie funktionieren oder nicht. Also arbeiten wird nach dem Motto „fail fast“. Wir setzen auf kurze Drähte zwischen allen Beteiligten und Ideen müssen auch nicht von Anfang an skalierbar sein. Es genügt, wenn sie vor Ort fruchten und zu einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess beitragen. Konzerntypische Entscheidungsprozesse, in denen schon im Vorfeld alle möglichen Eventualitäten ausgelotet und Steckbriefe erstellt werden müssen, gibt es bei BLITZ jedenfalls nicht. 

RegioSignaleBlog: Welche neuen betrieblichen Anforderungen kommen denn mit der Elektrifizierung der Flotte auf Betriebshöfe und deren Mitarbeitende zu?  

Sven Hofmann: Wenn wir über Elektromobilität sprechen, sind Laden und Digitalisierung die entscheidenden Erfolgsfaktoren. Neue Antriebstechnologien und die enorme Bedeutung von Fahrzeugdaten setzen wesentliche Änderungen in den betrieblichen Prozessen in Gang. Auf die daraus folgenden Anforderungen müssen und wollen wir uns natürlich einstellen. 

RegioSignaleBlog: Gibt es schon konkrete Beispiele? 

Saida Dapo: Aktuell arbeiten wir an fünf Projekten. Beispielsweise erproben wir gerade eine Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Busses mit Dieselantrieb. Dem Hersteller geht es in dem Projekt darum, dass der Motor keine Energie für den Generator aufwenden muss, wenn die Sonne scheint. Wir haben das Projekt um einen weiteren Anwendungsfall ergänzt und probieren jetzt aus, ob wir den Strom, der während des Parkens erzeugt wird, sinnvoll auf dem Betriebshof verwenden können. Das ist übrigens ganz im Sinne von fail fast: Wir klären, ob wir mit der Idee Diesel sparen und CO2-Emissionen reduzieren können, schauen, ob sie wirtschaftlich was bringt, und entscheiden dann, was wir mit den Ergebnissen machen. 

RegioSignaleBlog: Mal angenommen, all diese Voraussetzungen wären erfüllt – wie ginge es dann weiter? 

Sven Hofmann: Dann könnten wir in einem nächsten Schritt errechnen, ob es sinnvoll wäre, Dieselbusse mit Photovoltaik-Anlagen auszustatten, bis sie aus der Flotte rausgenommen werden. Wäre das der Fall, könnten wir in die Skalierung gehen. 

RegioSignaleBlog: Erstaunlich, welches Potenzial in so einer scheinbar unspektakulären Idee steckt.  

Saida Dapo: Genau deshalb ist es so wichtig, Denkschablonen hinter sich zu lassen. Wenn man offen nach vorne denken will, muss man neugierig bleiben. Dazu gehört auch, dass man sich auf Ideen einlässt, die auf den ersten Blick merkwürdig oder sogar an der Realität vorbeizugehen scheinen. 

Sven Hofmann ist Leiter Telematik & neue Antriebe, Saida Dapo Projektleiterin BLITZ bei DB Regio. 


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