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Mobile Infrastruktur für fast jeden Zweck

Nach dem Medibus geht jetzt der REWE-Supermarktbus an den Start. Damit sind die Möglichkeiten aber längst nicht ausgereizt, sagt DB-Projektleiter Arndt Hecker.

RegioSignaleBlog: Den Sparkassenbus, die rollende Bücherei, der Tante Emma-Laden auf Rädern: Was früher einmal recht verbreitet war, ist in den vergangenen Jahrzehnten mehr oder weniger ausgestorben. Jetzt bringt DB Regio den Bus als rollende Infrastruktur zurück. Warum?

Arndt Hecker: Weil er gebraucht wird und sinnvoll ist. Das Problem ausgedünnter Infrastruktur vor allem auf dem Land, wo zum Beispiel Hausarztpraxen nicht mehr besetzt werden können, ist ja in vielen Regionen ein Thema. In Nordhessen füllt zum Beispiel einer unserer Medibusse diese Lücke. Ebenfalls in Nordhessen startet jetzt auch der REWE-Supermarktbus. Das zeigt ja, dass es einen Bedarf gibt, übrigens auch als Beitrag zum Klimaschutz und zur Mobilitätswende. Die Fahrt jedes Einzelnen in die Stadt zum Einkaufen oder zum Arzt geschieht ja in der Regel mit dem Pkw. Das entfällt, wenn der Supermarktbus oder der Medibus zu den Leuten kommt. 

RegioSignaleBlog: Was unterscheidet die heutigen Konzepte von denen früherer Zeiten?  

Arndt Hecker: Es geht nicht um improvisierte Lösungen, wir lassen die Busse so ausstatten, dass deren Interieur und die Technik auf den Anwendungszweck und die Erwartungen der Nutzerinnen und Nutzer abgestimmt ist. Der Medibus ist eine vollwertige Praxis mit Sprechzimmer, Behandlungsraum, Labor, Wartebereich und einer hochwertigen IT. Damit sind auch Videocalls möglich, um medizinischen Rat einzuholen. Im Financebus, der in Entwicklung ist, können die Bankkundinnen und -kunden mit ihrem Bankberater im persönlichen Kontakt stehen und ihre Geldangelegenheiten wie in einer Filiale erledigen lassen. Und der REWE-Supermarktbus ist tatsächlich ein echter Supermarkt mit rund 700 Artikeln, darunter Obst und Gemüse, gekühlte Frischware und Tiefkühlprodukte.  

RegioSignaleBlog: Zu einer mobilen Infrastruktur gehört aber auch die Mobilität, nicht nur die individuelle Fahrzeugausstattung.  

Arndt Hecker: Richtig. Das Fahrzeug und das Fahrpersonal, der Betrieb und die Wartung sind unser Leistungspaket. So können sich unsere Partner auf Kundenseite auf das konzentrieren, wofür der Bus unterwegs ist. Wir glauben, dass gerade in dieser Konstellation die rollende Infrastruktur eine Chance hat. Die bisherigen Kooperationen bauen erfolgreich darauf, dass jeder Profi in seinem Bereich ist.  

RegioSignaleBlog: Das Kerngeschäft von DB Regio Straße ist der ÖPNV. Warum kümmern Sie sich überhaupt um mobile Infrastruktur?   

Arndt Hecker: Wenn man nach den Zahlen geht, ist der Bereich der mobilen Infrastruktur im Vergleich zum ÖPNV natürlich nicht groß. Aber wir erachten mobile Infrastrukturen als wichtig, weil es einen inneren Zusammenhang gibt. In beiden Fällen geht es um Daseinsvorsorge und den im Grundgesetz verankerten Auftrag gleichwertiger Lebensverhältnisse in der Stadt sowie auf dem Land. Dazu tragen wir als Partner der Aufgabenträger im ÖPNV bei, aber auch durch unsere Angebote in der mobilen Infrastruktur.  

RegioSignaleBlog: Lässt sich jeder Bus für jeden Zweck ausstatten? 

Arndt Hecker: Grundsätzlich sehe ich da kaum Grenzen, allerdings zwingen uns die gesetzlichen Regelungen im Rahmen der Fahrzeugzulassung in ein gewisses Korsett. Besonders geeignet sind Busplattformen, wenn die erforderliche Präsenz in der Fläche mit einem gewissen Service- oder Beratungsanteil verbunden ist. Denken Sie zum Beispiel an Post- und Paketdienste, konkret an die Postfilialen in der Fläche. Dieser Service wird oft über Partner abgewickelt, die zumeist noch einen anderen Laden betreiben. Aber es gibt im ländlichen Raum eben immer weniger Filialstrukturen. Weiteres Potenzial sehen wir im medizinischen Bereich zum Beispiel bei Apotheken, in der öffentlichen Verwaltung etwa als rollendes Rathaus und Bürgerbüro. Für Finanzdienstleistungen haben wir eine Lösung vorgeschlagen, wobei die Besonderheit darin liegt, dass sich mehrere Institute einen Financebus zum Beispiel teilen können. Busplattformen sind somit auch ungeheuer flexibel und universell einsetzbar. Sie können eigentlich für die meisten Versorgungsprobleme auf dem Land eine Lösung bieten.  


Im Rahmen der Initiative „Linie: Zukunft“ bietet Arndt Hecker am 28. März einen 30-minütigen „Impuls-Nugget“ zu Thema „Busplattformen für mobile Infrastruktur“ an. Weitere Informationen und den Link zur Anmeldung finden Sie hier.


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