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„Wir schaffen neue Erlebnisqualität“

Attraktiver ÖPNV in der Fläche, und das 24/7? Das Modellprojekt Smile 24 macht’s möglich. Daniel Marx, Vorsitzender der Region DB Regio Bus Nord, kennt die Details.

RegioSignaleBlog: Herr Marx, DB RegioBus Nord hat Smile 24 gemeinsam mit Nah.SH und den Kreisen Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckernförde entwickelt. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr fördert das Modellprojekt Smile 24 mit über 29 Millionen Euro. Womit hat Smile 24 beim BMDV gepunktet? 

Daniel Marx: Wer in Tourismusregionen reist und im Urlaub vor Ort mobil sein möchte, hat bisher keine Alternative zum Auto. Wir wollen mit Smile 24 zeigen, dass es auch anders geht, und haben der Notwendigkeit des eigenen Autos die Vision einer öffentlichen und integrierten Alltagsmobilität entgegensetzen. Ab 2024 bringen wir diese Vision auf die Straße und werden die Bürger:innen und Tourist:innen in der Schlei-Region rund um die Uhr mobil halten. Wer Smile 24 erlebt hat, wird sich künftig vorstellen können, nicht nur ohne eigenes Auto anzureisen, sondern auch die Zeit in der Region ohne eigenes Auto genießen zu können. Das hat das Ministerium offenbar überzeugt. 

RegioSignaleBlog: War dabei auch der Gedanke im Spiel, dass die Belastung durch den Motorisierten Individualverkehr auf Dauer die touristische Attraktivität der Region gefährdet?  

Daniel Marx: Definitiv. Wir bringen nachhaltige und lokal emissionsfreie Mobilitätsangebote auf die Straße, um das zu schützen, was uns als touristische Region stark macht, nämlich unsere Natur und die Ostseeküste. Smile 24 steht für „Schlei-Mobilität: innovativ, ländlich, emissionsfrei und 24/7“ und das „e“ in Smile 24 ist ein ganz starkes Motiv. Ganz gleich, ob Leihautos, Shuttleverkehre oder Busse – alles wird rein elektrisch fahren und wir werden für dieses ÖPNV-Angebot keinen einzigen Verbrenner einsetzen. Da stehen wir in einer Linie mit vielen anderen touristischen Regionen, sind aber möglicherweise konsequenter, weil wir mit der durchgehenden Elektrifizierung für noch mehr Naturschutz sorgen. 

RegioSignaleBlog: Das Projekt soll die Mobilität von morgen schon heute erlebbar machen. Ist das vielleicht sogar ein zusätzlicher touristischer Pluspunkt für die Region? 

Daniel Marx: Wir schaffen auf jeden Fall eine neue Erlebnisqualität, weil die Menschen in der Region jederzeit zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln wählen können. Unternehme ich eine Radtour mit dem Leihrad und werde von einem Platzregen überrascht, lasse ich das Rad  stehen und fahre mit dem On-Demand-Shuttle weiter. Mache ich dasselbe mit dem eigenen Rad, wird es schwieriger, weil ich gebunden bin. Smile 24 eröffnet also auch ganz neue Möglichkeiten, den Urlaub zu gestalten.  

RegioSignaleBlog: Was bringt Regio Bus Nord konkret in dieses Projekt mit ein? 

Daniel Marx: Mit Blick auf Betrieb und Kundenkontakt erbringen wir mit der Regio-Tochter Autokraft sicher den Löwenanteil. Sie ist im Busverkehr der Konzessionär, wird also die Expressbusse, die touristischen Busse mit Fahrradanhänger und gemeinsam mit lokalen Partnern auch die On-Demand-Fahrdienste betreiben. Darüber hinaus verantworten wir die Leistungen rund um das Bike- und Carsharing, die wir ebenfalls im Schulterschluss mit starken lokalen Partnern erbringen. 

RegioSignaleBlog: Ein Konzept wie Smile 24 zieht man ja nicht einfach aus der Schublade. Wie kam es dazu, dass Sie es so schnell parat hatten? 

Daniel Marx: Im Land Schleswig-Holstein sind Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger schon länger in einer Arbeitsgruppe organisiert, die sich mit der Mobilitätswende befasst und Schleswig-Holstein bis 2030 zu einer europäischen Musterregion für nachhaltige Mobilität entwickeln möchte. Gedanklich hatten sich die beiden Kreise in der Schlei Region also schon lange mit dem Thema befasst. Was bislang fehlte, war der konzeptionelle Zugang. Als wir gesehen haben, dass die Bundesrepublik dieses Vorhaben möglicherweise fördern würde, sind wir in die Vollen gegangen und haben uns gesagt: Wir übersetzen die bisher konzipierten Bausteine für die Mobilitätswende jetzt auf die Schlei-Region, steigen gleich richtig groß ein und drücken die Daumen, dass es klappt. So ist es dann auch gekommen und jetzt können wir in die Umsetzung gehen. 

RegioSignaleBlog: Für die Betriebshöfen geht die Elektrifizierung der Flotte mit gewaltigen Veränderungsprozessen und einer Menge neuer Aufgaben einher. Wie lösen sie das? 

Daniel Marx: Wir pflegen den Busgruppen-Netzwerkgedanken sehr, haben im Norden aber auch den Vorteil, dass wir schon ein paar Tage länger mit Elektromobilität unterwegs sind. Darüber hinaus hat die Zentrale mit dem „Bus Lean Innovation und Technologie Zentrum“ BLITZ in Weiterstadt ein Innovationszentrum geschaffen, das den Wissenstransfer zwischen den regionalen Projekten fördert. Da bringen wir als Busgruppe zusammen mit Partnern wie DB Energie und DB Engineering & Consulting alle Kompetenzen zusammen, die für die Umsetzung anspruchsvoller Projekte im Bereich der Infrastruktur erforderlich sind.  

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